die beiden Reisenden in Aktion
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it Schwung geht es nun immer dem Havelradweg bis zu seiner Mündung in die Elbe entlang, denn wir profitieren immer noch vom ungewohnten Rückenwind aus dem Osten. Kurznach Plaue kommt Bensdorf, dort wird weisser Spargel im grossen Stil angebaut; wir sehen, wir mühsam die Ernte der einzelnen, unterirdischen Triebe vor sich geht – alles Handarbeit! Der Havel nähern wir uns nach dem hübschen Strassendorf (viele historische Häuser) Milow an, wir können uns an der üppigen Flusslandschaft kaum sattsehen. Auch für die Ohren gibt es Hörgenuss, denn es scheint der Höhepunkt der Froschlaichzeit erreicht zu sein! Ein Abstecher ins geschäftige Rathenow, das leider nur noch wenig Historie zu bieten hat (ausser einer schönen gotischen Kirche mitten in der Stadt) und schon pedalen wir weiter Richtung Naturpark Westhavelland; kleine Dörfer in alter Backsteinbauweise, immer in Sichtweite des Flusses, begleiten uns nun bis Havelberg – meist nistet mindestens ein Storch auf dem Kirchdach! Seit Rathenow haben wir auch einen „Verfolger“, er ähnelt Harry Potter, dürfte Engländer sein, und überholt uns immer wieder mit voller Pedalenkraft, um dann wieder zurückzufallen…in Havelberg fällt er völlig echauffiert am Campingplatz in sich zusammen, der Arme! Ein Runddorf, nämlich Garz, fällt durch besonders prächtige Bauten auf: Herrenhäuser um 1900 , die allesamt restauriert und bewohnt sind! Überhaupt scheint Sachsen-Anhalt vorneweg zu sein, was Restaurierung betrifft, so unser Eindruck an mehrern Stellen. Nach fast 100km im Sattel sind wir erfreut, die Türme des Havelberger Doms hoch über der Stadt im Nachmittagslicht zu sehen!

Havelberg ist eine so hübsche und aussichtig gelegene Stadt, dass wir auch am nächtsten Tag noch bis Mittag alle Ecken erkunden: natürlich den Dom hoch oben (mit Scholtz-Barock-Orgel), die Altstadt auf der Havelinsel, die „beste Wohnlage“ mit Fachwerkhäusern am Weinberg (mit Havelblick und Terrassengärten!)…in der Dom-Töpferei kann Silja dann den Tonwaren nicht widerstehen und wir erstehen in alter Tradition zwei kleine Erinnerungsstücke für unseren Frühstückstisch. Auch diesmal haben wir beides noch einige hundert Kilometer ohne Bruch bis nach Hause gebracht!

In der Mittagshitze brechen wir dann gegen Osten auf und verlassen die Elbe/Havel-Gegend mit schwerem Herzen; aber bald sind wir in Kyritz, einer ebenfalls herausgeputzten und belebten Kleinstadt. Am Marktplatz bei einem Eis lassen wir das Treiben auf uns wirken, dann beschliessen wir unser Nachtlager am Königsberger See noch rechtzeitig aufzusuchen. Heute ist wieder mal ein Waschtag angesagt, das Wetter ist ja nach wie vor beständig und sonnig, das muss man ausnützen! Ausserdem liegt der See so weit ab „vom Schuss“, dass wir gerne den lauen Abend hier verbringen, musikalisch unterlegt von Vogel- und Froschstimmen.

 

  • Plaue-Bensdorf-Milow-Rathenow-Grütz-Schollene-Garz-Havelberg
  • Havelberg (Dom)-Breddin-Berlitt-Kyritz-Stolpe-Königsberger See
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