ilja schwärmt schon seit einiger Zeit vom Hohen Fläming – nun wollen wir es genauer wissen, was es mit dieser einst von Flamen besiedelten Hochebene im Südwesten von Brandenburg auf sich hat: stehen tatsächlich noch Bockwindmühlen (erinnert an die Flamen)? Wie hoch ist der Hohe Fläming? Mehr Wald oder mehr Felder? Einsam oder besiedelt? Eins zumindest ist schnell klar: auch andere Brandenburger kennen den Fläming gar nicht! Einige der gestellten Fragen klären sich schon auf der ersten Tagestour rund um Bad Belzig; wir beschliessen nämlich, zwei Nächte in Raben zu verbringen, um dem Naturpark des östlichen Fläming gerecht zu werden.
Eine erste (stillstehende) Windmühle erspähen wir durch die lockeren Waldinseln hinter Grubo, einige wenige weitere werden wir am Tag darauf noch aus der Ferne sehen. Die Präsenz der Flamen ist also nur noch in Spuren sichtbar. Am Weg nach Bad Belzig kommen wir an einer weiteren Fläming-Kuriosität vorbei, dem „Brautrummel“: das ist ein kleines Trockental, in dem besonders üppige Vegetation wächst. Wasser fliesst hier keines mehr, denn das Tal wurde in der letzten Eiszeit gebildet durch Schmelzwasser; überhaupt gibt es kaum Gewässer im Fläming, der Boden ist durchwegs durchlässig und sandig, aber nicht unfruchtbar. Im Osten des Naturparks überwiegt offene Landschaft, viele Felder, dazwischen Hecken und Baumgruppen, alles wirkt sehr kleinteilig und keineswegs monoton; kleine Dörfer mit Feldsteinkirchen stehen in lockeren Abständen, nie ist die Landschaft zersiedelt, wie wir es aus unserer Gegend (leider!) kennen. Bad Belzig überrascht uns positiv, denn die Kleinstadt ist dank Fussgängerzone erstaunlich belebt, es gibt kaum leerstehende Geschäfte; auf der Burg Eisenhardt hoch über dem Städtchen wird gerade eine Hochzeit eines Wandergesellen vorbereitet, was ja nicht alle Tage zu sehen ist…da leben wir richtig komfortabel und opulent mit unserer Zeltausrüstung und haben mehr dabei als nur den Beutel und Wanderstab! Nachmittags gewinnen wir noch etwas „Überblick“, indem wir auf die Briesener Berge „hinaufradeln“…die sind zwar nur ca 100 müM, aber dank eines Aussichtsturms können wir weit über das Urstromtal und das Havelbruch blicken. In diesen geschützten Feuchtwiesen sollen sich Scharen von Vögeln (auch so seltene wie die Grosstrappe) aufhalten, nur ist der Zugang sehr beschränkt. Laut Karte ist der höchste Punkt des Flämings nur wenig mehr als 200 müM, aber er hebt sich doch deutlich als Plateau von der Tiefebene ab. Was als gemütliche Tagesetappe zur Erholung gedacht war, endet nach fast 100km – da sind wir froh, aus dem Sattel zu kommen!
Strahlende Sonne motiviert uns am Samstag zum frühen Aufstehen, wir rollen durch das ausgesprochen hübsche Städtchen Wiesenburg (mit naturnah angelegtem Schlosspark) weiter in den „Kern des Flämings“. Die wenigen, dünn besiedelten Dörfer liegen immer weiter auseinander (und liegen auch im Dornröschenschlaf), dazwischen wächst wunderbar luftiger Laubwald – so macht radeln Spass, denn es folgt immer wieder Schatten auf eine Partie im Offenen. Hinter Reppinichen ist dann ein militärisches Sperrgebiet, also gibts kein Fortkommen mehr und wir müssen den Fläming gen Norden verlassen. Schweren Herzens lassen wir diese ruhige Ecke Brandenburgs hinter uns, wo fast noch ein bisschen die Zeit still steht…das nächste Mal müssen wir in Wanderschuhen auf Entdeckungereise gehen und den vielen Burgen und Kirchen einen Besuch abstatten!
- Raben-Brautrummel-Bad Belzig-Springmühle-Ragösen-Briesener Berge/Turm-Baitz-Rädigke-Raben
- Raben-Wiesenburg-Reppinichen-Görzke